Puh! Es ist lange, sehr lange her, dass ich bei einem Review tagelang gegrübelt habe, um die richtigen Worte zu finden. Exzessiv frickelig ist „Enter The Temple“ nicht, aber trotzdem kein leichtes Album. Sein Reiz, aber auch die Schwierigkeit liegt in seiner spröden, ungewöhnlichen Machart (verfremdete Vocals, sich wiederholende Sequenzen) und in den Gegensätzen. Beides tritt oft zusammen auf („Confessions Of An Old Soul Part I und II“, übrigens in umgekehrter Reihenfolge zur Numerierung auf dem Silberling platziert, „Turn Left“), und dann wird es wirklich hart. Die Widersprüche zeigen sich sehr schön in den beiden Instrumentalstücken, die diese CD eröffnen und beenden, also quasi umschließen. Auf der einen Seite haben wir den Titeltrack mit seinen 6:30 Minuten. Ich finde die Wechsel aus jazzigen Rhythmen und ruhigen Passagen fesselnd, andere verdrehen die Augen, seufzen was von „unnötigem Gefrickel“ (Also doch!) und machen erst mal zu. Ein Fehler denn bereits hier fällt der „rushige“ Baß äußerst positiv auf. Überhaupt erinnert das Zusammenspiel von Baß und Drums immer wieder an die Instrumentals der Giganten, und beim folgenden „Ideas Of The Mind“ erinnert gar der Gesang von Kurt Tischer frappierend an Geddy Lee. Dennoch kein Plagiat, sondern absolut geil! Außerdem werden Gitarre und Keyboards völlig anders gespielt und eingesetzt als bei RUSH. „Ideas Of The Mind“ zeigt, dass diese Kombination sehr ansprechend klingen kann. Ihm ist auch das Motto dieser CD entnommen: „The Cosmic and the Karmic in an endless Game“. Ein Hinweis auf die intelligenten, lesenswerten Texte (gibt´s auf der T8-Homepage: www.3rdear.com/temple8). Am Schluß steht das zugänglichere „Hope“. Es beginnt gefühlvoll mit Akustikgitarre und Piano und steigert sich nach etwa zweieinhalb Minuten zu einem dynamischen Rockstück mit feiner Gitarrenarbeit. Als weitere Höhepunkte stechen das majestätische „At The Summit“ sowie das abenteuerliche „The Big Picture“ mit fernöstlichen Einsprengseln heraus. Gerade in diesen 9 Minuten zeigen TEMPLE 8, dass sie Stimmungen erzeugen können und sehr wohl in der Lage sind, den Hörer mit geschickten Variationen aus An- und Entspannung in ihren Bann zu ziehen. „It´s Alright“ ist dann wieder eine Nummer, an der sich die Geister scheiden werden. Der Refrain klingt nach einem Stück aus den Siebziger Jahren, und damit dürften viele nicht klar kommen.
Alles in allem haben David Clark (Schlagzeug) und Kurt Tischer (alles andere) ein 63minütiges Werk mit 12 Songs von 7 Sekunden bis 9 Minuten geschaffen, dem man sich intensiv widmen muß. „Enter The Temple“ ist ungewöhnlich im Sinne von unkonventionell, und man muß dem Duo Anerkennung zollen, dass sie zugunsten der Spannung das Risiko eingehen, eben diese auch mal zu verlieren und nicht mit jedem Schuß (= Song) einen Treffer zu landen. Das gibt´s dann beim nächsten Mal.
Source: http://www.melodicjourney.com/html/archiv_t_-_z.html